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Zukunftszeugen VIII - Ole Doering
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4. Lektionen


Inwiefern kann die medizinethische Diskussion aus China auch die Diskussion in anderen Ländern Asiens oder auch in Deutschland befruchten?

Während einer frühen Phase der Medizinethik in China wurde versucht, auch in der Medizinethik die Ideologie der asiatischen Werte hoch zu pushen. Das ist erfreulicher Weise daran gescheitert, dass chinesische Medizinethiker insbesondere ein wirkliches verantwortungsethisches und pragmatisches Herangehen an die Sache haben, das nicht daran interessiert ist, ideologisch oder metaphysisch etwas zu verklären, sondern die Sachlage zu ändern. Ich denke, gerade die Rationalität und das Abschiednehmen von sehr stark überhöhten metaphysischen Gedanken in der Medizin, könnte auch bei uns dazu beitragen, dass die Debatte, die teilweise etwas zu emotional geführt wird und teilweise regelrecht kriminelle Ausmaße annimmt, doch eher im Sinne der Verantwortungsethik und im Interesse der eigentlichen Sache vorangetrieben wird.

Interessant für mich ist etwa die Tatsache, dass in China die Vorstellung eines christlichen Gottes oder Seelenvorstellungen nicht in der Weise existieren, wie bei uns. Auf jeden Fall gibt es da keine starke Lobby der Kirche, die sich sehr stark immer wieder in die Debatte bringt und damit auch nicht zur Rationalisierung beiträgt. Ich weiß nicht, ob das tatsächlich ein Vorteil für uns ist oder etwas, von dem wir etwas im Detail lernen können, interessant ist aber, dass die in dieser Richtung zu erwartenden Beiträge erst noch kommen.

Welche interessanten Beiträge erwarten Sie?

Man muss sich vorstellen, China hat ein kulturelles Vakuum von - je nach dem wie man rechnet - vierzig bis fünfzig Jahren zu verkraften, eine Zeit, in der alle Kulturträger systematisch als Kulturträger, sofern sie nicht systemkonform waren, umgebracht oder eingesperrt worden sind. In dieser Zeit konnte sich keine eigenständige Geisteskultur entwickeln. Diesen Rückstand müssen die Chinesen jetzt nachholen. Das tun sie auch. Das macht sich zum Beispiel daran bemerkbar, wenn man sich anguckt, was im Bereich des Konfuzianismus heute diskutiert wird. Das ist sicherlich eine der reichsten Ressourcen neben dem Daoismus, die eigenständig chinesisch ist und sehr vielversprechend ist für die chinesische Medizinethik. Und von dort aus sind auch Impulse für die weltweite und europäische Medizinethik zu erwarten. Die aber zu antizipieren, sinnlos ist. Es geht im Moment darum, diese Ansätze zu ermutigen, sich zu entfalten. Und zwar möglichst eigenständig ohne Vorgaben etwa des Georgetown-Mantras aus Amerika oder anderer internationaler Standards, sondern wirklich dafür zu sorgen, dass die Chinesen endlich einmal selber ihre Ressourcen entwickeln können.


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Last Modified: 2002-04-23

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