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3. Meinungsfreiheit und Menschenrechte Wie werden diese Fragen denn konkret diskutiert? Geschieht das öffentlich in den Medien? Oder in Fachzeitschriften? Gerade im Zusammenhang mit dem Gesetz von 1995 wurde tatsächlich eine gewisse öffentliche Diskussion durchgeführt. Zum Beispiel hat der Leiter des Humangenom-Forschungszentrums in Peking in Zeitungen öffentlich zu diesen Fragen kritisch Stellung genommen. Es gibt, solange man nicht die Partei, oder die Regierung direkt angreift, durchaus heute die Möglichkeiten sich kritisch zu äußern zu diesen Maßnahmen und auf jeden Fall auch zu sozialen Missständen. Das wird auch getan. Es wird aber auch in Beratergremien der Regierung immer wieder seitens der Wissenschaft darauf hingewiesen, dass bestimmte Missstände bestehen. Allgemein besteht ein Klima, das politisch die Medizinethik zur Zeit in China begünstigt, weil die führenden Köpfe in China gleichzeitig die führenden Köpfe ihrer Wissenschaft sind, die als Hoffnungsträger für die chinesische Zukunft angesehen werden. Und die, wenn sie sich politisch einigermaßen klug verhalten, vom Staat nicht nur toleriert, sondern auch gefördert werden. Könnte man sagen, dass die Medizinethik-Debatte die Menschenrechts-Diskussion vorantreibt und öffentlicher macht? Das kommt darauf an, wie man die Menschenrechtsdiskussion versteht. Wenn man daran interessiert ist, Phrasen zu dreschen, dann natürlich nicht. Wenn man daran interessiert ist, die Situation der Menschenrechte in China real für den Menschen zu verbessern, dann liegt es in der Natur der Sache, dass die medizinethische Diskussion in China - sobald sie natürlich auch zu einem Problemverständnis und auch zu einer Veränderung der Situation beiträgt - zur Verwirklichung von Menschenrechtspostulaten führt. Das kann man an einem Beispiel deutlich machen, etwa der Prozedur des "informed consent", also der informierten Einwilligungserklärung für alle medizinischen Prozeduren. Das ist ein ständiger Wunsch der Medizinethiker gewesen. Das ist fest geschrieben in allen einschlägigen Regelwerken. Interessant ist dabei, dass der chinesische Ausruck für "informed consent" noch mehr bedeutet, als bei uns, nämlich, so etwas wie die Amerikaner sagen würden, des "informed choice", also die "informierte Wahl", was aus menschenrechtlicher Sicht viel mehr dem Interesse dem Patienten gerecht wird, als die "Zustimmungserklärung". Wenn man eine Wahl hat, wird man wirklich gefragt und kann aussuchen. Wohingegen, wenn man zustimmt, kann man zustimmen oder nicht, aber man wird als Handelnder nicht in der Weise eingebunden, wie es aus menschenrechtlicher Sicht wichtig wäre. Das ist ein Beispiel dafür, wie faktisch unterhalb der Ebene der ideologischen Phrasen die medizinethische Diskussion zur Verbesserung der Menschenrechte real beitragen kann. Wie stichhaltig ist denn die weitverbreitete Meinung, dass der Wert eines Lebens in China als nicht sehr wertvoll angesehen wir? Was die Medizinethik-Debatte in China angeht, ist dieser Gedanke nicht stichhaltig. Es werden im Gegenteil ausdrücklich Begriffe wie "menschliche Würde" auch des vorgeburtlichen Menschen hochgehalten, sie werden diskutiert, sie werden abgegrenzt von Würdebegriffen des Westens, aber sie werden gleichwohl als ein eigenständiger Würdebegriff definiert. Es gibt in China eine reiche Tradition, aus der die ethische Diskussion noch schöpfen kann. Etwa die Pränataldiethetik. Das heißt, die werdende Mutter muss dem Kind bestimmte Nahrungsmittel und bestimmte Musik angedeihen lassen, damit es sich gut entwickelt. Aus dieser reichen Tradition schöpfen Leute, die heute versuchen, in China deutlich zu machen, dass auch da eine Person entsteht und man nicht wissen kann, wann dieser Fetus nur ein Klumpen Gewebe ist und wann er ein menschliches Wesen ist. Das wissen die Chinesen auch nicht. Interessant ist nur die Begründung des Status als eines Wesens mit "Rechten und Pflichten", die in China im weitesten Sinne in der Perspektive der sozialen Einbettung gesehen wird. Das heißt, wenn dieser Mensch eine soziale Bedeutung hat. Das heißt nicht, wie die meisten meinen, dass der Mensch erst ein interessantes Wesen ist, wenn er geboren ist, sondern es auch schon dann, wenn er für die Mutter, die Eltern, die Familie eine Bedeutung hat. Das heißt eben, es wird nicht nur betont, sondern auch, dass der werdende Mensch ein Individuum ist. Aber es wird eben gleichzeitig stark darauf geachtet, dass das auch eine soziale Komponente hat, die dann eben auch bei der Lösung von Entscheidungskonflikten der Mutter zum tragen kommt, die dann eben nicht nur einen Konflikt zwischen ihren Interessen und denen des ungeboren Fetus hat, sondern auch die Familie mit einbeziehen soll. Das sind sicherlich Aspekte, die in China zu einer anderen Entwicklung der Debatte beitragen können, als das bei uns der Fall ist. TOP |
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