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2. Die medizinethische Debatte (2): Asien Entsteht in Asien jetzt auch eine ähnliche medizinethische Debatte wie in Deutschland? Ja, in Asien, das heißt genauer gesagt: in Südostasien, und noch genauer gesagt: in China, dort hat die Debatte sicherlich schon früher statt gefunden, aber offiziell hat sie mit der Gründung der ersten medizinethischen Vereinigung und auch Zeitschriften in den frühen 80er Jahren begonnen. Dort gab es seitdem etwa fünfzehn Jahre lang ungeordnete, unsichere Versuche, die aus einer Betroffenheit und einem allgemeinen Problemgefühl heraus entstanden, dass man mit der Biotechnologie auch ethische und soziale und später auch rechtliche Fragen zu verbinden hat. Aus diesem Gefühl heraus wollte man Forschung betreiben. Diese Forschung wurde aber in keiner Weise akademisch oder politisch strukturiert geführt. In China gibt es seit Mitte der 80er Jahre zwar etwas, das sich "ethische Ausbildung für Mediziner" nennt. Das sieht dann aber so aus, dass es in erster Linie im Rahmen des Medizinstudiums einige obligatorische Kurse gibt, in denen etwas, was wir als Anstandsregeln bezeichnen würden, vermittelt wird. Und natürlich gibt es ideologische Schulungen, das heißt, wie ein guter Sino-Marxist, ein Sino-Kommunist als Arzt sich verhalten soll. Das ist der Tenor gewesen. Die Frage der Medizinethik in einem Sinne wie wir sie verstehen würden, nämlich unabhängig von ideologischen Vorgaben an der Sache orientiert, ist erst im Zusammenhang mit der allgemeinen Öffnung Chinas möglich geworden. Es hat sich so entwickelt, dass nach und nach der Einfluss der Ideologie stark nachgelassen hat, und sich speziell in einigen wenigen Zentren, an der Spitze Peking, regelrechte Strukturen entwickelt haben. Es gibt in Peking beispielsweise in der Philosophischen Abteilung an der Akademie für Sozialwissenschaften einen Lehrstuhl, der Postdoktoranden ausbildet. In ganz China ist das leider sehr sehr dürftig nachgefragt - es gibt nur einen Professor und zur Zeit nur eine Studentin - aber es gibt eine Gesellschaft für Bioethik in China, es gibt zwei regelmäßig erscheinende Zeitschriften, die ein Diskussionsforum bieten und eine Reihe von Newslettern. Was sind denn die Hauptunterschiede der chinesischen Medizinethik-Debatte im Vergleich zu Deutschland? Inhaltlich ist zu beobachten, dass im Unterschied zur Debatte in Deutschland, die doch immer sehr stark emotional geführt wird und von religiösen, sprich kirchlichen Positionen beherrscht wird, die überwiegende Zahl der chinesischen Beiträge eher pragmatisch und von Verantwortungsethik geprägt ist. Es wird kaum auf Metaphysik wert gelegt. Das liegt daran, dass die Metaphysik mit der Ideologie diskreditiert ist. Man will einfach konkret wissen, was in einem Entwicklungsland wie China den Menschen, dem Patienten hilft, was gut für sie ist, will besser verstehen, was es heißt, Nächstenliebe zu praktizieren. Man will ganz konkrete Auskünfte darüber haben, wann ein Patient beispielsweise abtreiben darf, wann er zu wenig Geld hat, sein Krankenbett zu bezahlen. Und wie Ärzte in Konfliktsituationen dieser Art das zu entscheiden haben. Natürlich gibt es ein großes Thema, das auch zunehmend offen diskutiert wird: Die Instrumentalisierung der Medizin für politische Zwecke, sprich als ein Mittel der Bevölkerungspolitik. Das Schlagwort Eugenik. Es wurde 1995 ein landesweites Gesetz erlassen, das eigentlich den Schwerpunkt hatte, in ganz China eine umfassende medizinische Infrastruktur aufzubauen. Es gab allerdings in diesem insgesamt sehr löblichen Vorhaben auch einige Passagen, die eugenisch interpretiert worden sind und die Anlass dazu gegeben haben, zu vermuten, dass in China die Menschen vom Staat zu Eugenik aufgefordert werden sollen. Dadurch, dass pränatale Diagnosen durchgeführt werden sollten und dann im Falle einer problematischen Schwangerschaft oder eines problematischen Kindbefundes dann auf jeden Fall zur Abtreibung geraten wird. Gleichzeitig sollten Eltern, die problematisches Erbmaterial aufwiesen, sterilisiert werden. Das sind Fragen, die heute sehr stark diskutiert werden. TOP |
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