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![]() ![]() Zukunftszeugen I - Dr. Martin Roth Index Interview Transkript 1 Transkript 2 Transkript 3 Transkript 4 |
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![]() 1. Erfahrungen der Expo Was glauben Sie, wird nach der Ausstellung weiterwirken? Möchten Sie beispielsweise auch Politikempfehlungen geben? Ich bin weder Politiker, noch Meinungsbildner, noch habe ich ein religiöses Amt, wo man einen gewissen Einfluss hat. Ich möchte lediglich Mut machen mit diesen Ausstellungen. "Mut zur Zukunft" - das klingt wie ein Parteiprogramm, so banal möchte ich es nicht sehen. Aber wenn man mit einer Weltausstellung zeigt, was machbar ist, was verändert werden soll. Man kann zeigen, dass es auch andere Teile der Welt gibt, die viel mehr die globale Realität darstellen, als es weite Teile von Europa tun. Eine Weltausstellungen ist dafür da, auf Szenarien hinzuweisen, wo etwas machbar ist. Innerhalb eines bestimmten politischen Rahmens natürlich - darauf hinzuweisen, nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, nicht im Sinne eines Parteiprogramms, sondern im Sinne von Initiativen einer Bürgergesellschaft, das ist mein Ziel. Weltausstellungen sind wie eine große Schale, sie sind immer nur so gut, wie das, was man hinein tut. Deshalb finde ich die Frage auch so absurd, ob man künftig noch Weltausstellungen braucht - die haben sich immer verändert. Gottseidank zeigen sie einen laufenden Prozess und wir sind heute weit weg von einer reinen Nationenpräsentation, einer rein nationalen Welt, daher ist dies auch eine Weltausstellung geworden, in der sehr viele NGOs vertreten sind. Nicht zuletzt durch die 772 weltweiten Projekte, die hier vertreten sind. Was ist deren spezieller Fokus? Der Gedanke war, die elf verschiedenen Themen, nach denen auch der Themenpark inhaltlich sortiert ist, umzulegen auf eine große Auswahl aus ganz substantiellen Projekten mit einem gewissen Zukunftsaspekt aus unserer heutigen Lebenswelt, die übertragbar sind in andere Bereiche dieser Welt. Das sind auch schon einmal High-Tech-Projekte, aber ansonsten 772 Teile eines großen Puzzles, ein Tresor, ein Archiv der Chancenmöglichkeiten und Ideen. Mein Lieblingsbeispiel ist "Fog catcher" in Chile, weil das so drastisch klar ist. Die sehen aus, wie große Volleyballnetze und entziehen dem Morgennebel Wasser, um das dann per Pipeline in Dörfer zu bringen, in denen es nie regnet. 13.000 Liter pro Tag in einem Dorf, in das sonst alle paar Tage ein Lastwagen kommt, das ist eine Veränderung der Lebensqualität. Solche konkreten Beispiele zeigen wir dort und verteilen den Schatz hier auf den Themenpark und die Nationenpavillons der Expo. Das ist natürlich auch ein Türöffner, um Initiativen die Chance geben, bekannt zu werden und im eigenen Land auch anerkannt zu werden. Welche Anstöße zur Veränderung kann die Expo sonst noch geben? Welche Szenarien zeigen Sie auf? Was der Besucher hier erlebt ist natürlich schon "pars pro toto". Er bekommt kein Handlungsprogramm für bestimmte Felder, wo man sagt: Genauso wird es werden. Vielleicht erzähl ich es mal an einem Beispiel. In Shanghai ist das so, dass eine Frau, Maria genannt, eine Mutter von zwei Kindern, im Jahre 2030 sich einer Initiative anschließt, die versucht, ein neues Mobilitätskonzept für die Stadt zu entwickeln. Ihr Mann ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, und alle wissen, das Shanghai nur in den Griff zu bekommen ist, wenn man das Verkehrssystem verändert. Auch der ehemalige Bürgermeister von Sao Paulo, den ich vor einigen Wochen getroffen habe, sagte beim Blick vom Hochhaus auf die Stadt: "Das Ganze ist ein Dinosaurier, den ich versuche zu schieben, der sich aber nicht bewegen will." Und diesen Dinosaurier zu schieben, brauchen Sie Initiativen, Veränderung. In der Ausstellung reden wir jetzt mal mit der Initiative von Maria über einen Bereich, in dem sich etwas verändern kann und zeigen: Wenn man hier die Stellschraube etwas verändert, dann hat das diese und diese Folgen. So erzählen wir die Geschichten. Das öffnet einfach die Augen. Ich sag noch einmal: Immer "pars pro toto", um zu zeigen, was machbar ist, was funktioniert. Sollen diese Ideen nur während der Expo die Menschen zum visionieren anregen, also eine Art Problembewusstsein schaffen, oder sollen sie auch darüber hinaus weiter transportiert werden? Mit dem "visionieren" habe ich so meine Sorgen. Mir geht es um das ganz Konkrete und nicht um das Utopische - es geht also ums Reale, nicht Visionäre. Das ist eine Ausstellung. Und nur eine Ausstellung. Sie werden auch nicht von den Reportern der FAZ erwarten, dass Sie radikal die Welt verändern. Aber es gibt natürlich Bereiche, wo es einfach eine verschenkte Chance wäre, wenn man nicht diese Möglichkeit der großen öffentlichen Party hier - Sie merken das ja, wenn Sie hier über das Gelände gehen, dass eine unglaublich gute Stimmung herrscht - nutzt, um bestimmte Themen auf eine leichte Art so zu vermitteln, dass jeder sie auf eine gewisse Weise mitnimmt. Und wenn er sie morgen in seinen Alltag einfließen lässt oder übermorgen, ist das auch O.K. Es geht nicht darum, mit dem erhobenen Zeigefinger zu sagen, geht nach Hause und lebt anders! Es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen für bestimmte Themen, die sich dann langfristig entwickeln können. Seit ich diesen Job hier mache, mag ich das Wort "subkutan" so gerne. Das ist ein medizinischer Begriff und heißt: Unter der Haut. Bestimmte Themen nehmen Sie einfach "subkutan" mit. Das fließt dann ganz langsam, tröpfchenweise in Ihr Alltagsleben ein. Ich glaube so funktionieren Kulturausstellungen. TOP |
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